Das Meetup Female Entrepeneurs and Creatives hat im Mai 2018 das Licht der Welt erblickt. Kilian hat sich mit der Gründerin Damaris Kroeber getroffen, um über ihr deutsch/englisches Meetup zu sprechen, welches bis zum heutigen Tage bereits 65 (!) mal zusammenkam.
Interview
Damaris, dein Meetup „Female Entrepeneurs and Creatives“ ist nicht unbekannt in der Leipziger Gründerszene. Sag mir doch bitte, um was es dabei geht und wie es organisiert wird?
Ich organisiere das Meetup zum größten Teil selbst, wobei mir immer wieder andere dabei helfen. Zum einen die Speakerinnen des Abends und zum anderen Bekannte und Geschäftspartnerinnen.
Damaris Kroeber – Gründerin des Female Entrepeneurs Meetups
Im Rahmen des Meetups Female Entrepeneurs and Creatives gibt es drei Veranstaltungen im Monat. Zwei werden zu einem bestimmten Thema mit Speakerin gehalten und eine ist ein Fishbowl-Mentoring mit vier Fragen zur Diskussion. Das Publikum wird dabei mit eingebunden. Unsere Themen bewegen sich in den Bereichen Business, Selbstentwicklung und dem Umgang mit dem inneren Selbst. Mir geht es im Kern darum, dass die Teilnehmerinnen die Möglichkeit haben, gewisse Basics kennenzulernen.
Seit der Covid 19-Pandemie findet das Meetup nur noch online statt, da die Teilnehmerinnen wesentlich internationaler geworden sind. Diese kommen aus den USA, Europa und Indien.
Bei deinem Meetup dürfen nur Frauen teilnehmen. Warum ist das so?
Es geht in erster Linie darum, eine andere Stimmung zu erzeugen. Ich habe festgestellt, dass sich, sobald ein Mann im Raum ist, egal wie aufgeklärt zum Thema Feminismus, die Stimmung und die Dynamik ändert. Da die Entrepreneurship-Kultur zur Zeit noch so männlich geprägt ist und Frauen bekanntlich erheblich weniger gründen, geht es auch darum, einen geschützten Raum zu diesen historisch männlich geprägten Themen zu schaffen. Das wiederum erlaubt den Teilnehmerinnen, ein eigenes Selbstverständnis zum Thema Unternehmertum zu entwickeln oder einfach zu genießen.
Es geht darum, einen geschützten Raum zu den historisch männlich geprägten Themen zu schaffen.
Das ist ein guter Stichpunkt. Warum, denkst du, gründen Frauen weniger als Männer?
Für mich besteht das moderne Gründen aus drei wichtigen Prinzipien und in allen dreien haben Frauen es schwerer:
- Man muss sicher selbstständige Entscheidungen treffen können.
- Man muss ein Support Network haben um das ständige Auf und Ab einer eigenen Unternehmung, also die Achterbahnfahrt, nicht nur emotional abzufangen sondern auch faktisch zu unterstützen. Unternehmertum kann man nur durch Machen lernen und da ist Wissenstransfer für das Überleben sehr wichtig.
- Man muss das Problem (Oder das „Wie“ der Problemlösung), das das eigene Unternehmen bearbeitet, für sich selbst als positiv einschätzen und Leidenschaft dafür aufbringen.
Diese drei Punkte sind generell schwierig, aber für Frauen ergeben sich dank alten, unbewussten Rollendenken noch mehr Hürden. Die deutsche Kultur ist sehr „bevormundend“, inklusive dem von älteren Generationen weitergegebenen extremen Sicherheitsdenken, und diese Ängste werden noch stärker auf Frauen projiziert.
Man wächst in seinen eigenen Entscheidungen verunsichert auf und diese werden dann verstärkt in Frage gestellt. Fügt man hinzu, dass Frauen sich oft stärker um andere Gedanken machen, erhöht das die Sicherheitsabwägungen noch mehr. Und das vermindert leider auch das Erkunden einer gewissen Themenvielfalt, in der man seiner persönlichen Leidenschaft begegnen könnte.
Durch die immer noch sehr stark männlich geprägte Unternehmerszene, und wie sie gelebt wird, fehlt es weiterhin an einem Support-Network, mit dem man sich als Frau authentisch identifizieren kann. Das beinhaltet auch die extrem wichtigen weiblichen Rollenvorbilder, um den normalerweise unbekannten Lebenspfad „Unternehmertum“ für sich selbst auf dem Schirm zu haben. Und dank des Gender-Gaps in der Bildung, vor allem in Themen der Technik und Finanzen, werden alle drei Punkte noch weiter verstärkt.
Also, eine Vielzahl an Hürden, daher auch die abwechslungsreiche Themenvielfalt des Meetups.
Die deutsche Kultur ist sehr „bevormundend“, inklusive dem von älteren Generationen weitergegebenen extremen Sicherheitsdenken, und diese Ängste werden noch stärker auf Frauen projiziert.
Damaris du arbeitest daran, dass sich die Zukunft ändert. Wie siehst du denn aus deiner Perspektive die Zukunft der Wirtschaft?
Aktuell ist der Großteil der Wirtschaft kompetitiv geprägt. Man kennt es unter der klassischen Ellbogengesellschaft. Aber das ändert sich. Die Wirtschaft wird kollaborativer und es geht nicht mehr darum, die anderen auszustechen, sondern mit diesen gemeinsam zu arbeiten. Das halte ich auch gerade für eine Stärke von Frauen, oder allgemeiner ausgedrückt den „weiblichen Anteilen“, die in uns allen stecken. Genau das sehe ich immer wieder in den Meetups und am Ende ist es auch das, was das Meetup überhaupt erst ermöglicht und so angenehm gestaltet. Ich sehe so eine Zukunft als unausweichlich und auch als wesentlich angenehmer und freue mich, sie durch mein Meetup schon einmal „auszuprobieren“.
Die Wirtschaft wird kollaborativer und es geht nicht mehr darum, die anderen auszustechen, sondern mit diesen gemeinsam zu arbeiten.
Ich danke dir für das kurze Interview. Möchtest du noch was zum Abschluss sagen?
Mein Lieblingssatz an Gründungsinteressierte, egal ob Frau oder Mann oder Nicht-binär, ist:
Mach einfach. Das Schlimmste was dir passieren kann, ist das du unglaublich viele coole Erfahrungen machst und dir der Staat dann Wohnung, Essen, und Krankenkasse bezahlt. 😉
Meine Beobachtung aus den USA, wo alle meine Freunde damals Startups hatten und ich dank diesem Support Network überhaupt erst auf die Machbarkeit von Entrepreneurship aufmerksam geworden bin, ist eine recht andere: da schläft man dann monatelang auf der Couch eines Kumpels und ernährt sich von $1 McDonalds Burgern, und bitte bloß nicht krank werden!
Wenn ihr mehr über Damaris Meetup erfahren wollt, dann besucht gerne die Meetup-Seite von Female Entrepeneurs & Creatives.
Damaris könnt ihr übrigens per E-Mail über hello@damariskroeber.com erreichen.
Das Interview hat Kilian übrigens im Rahmen seines weeklys [wissbar] geführt. Wenn ihr daran Interesse habt, dann schaut da gerne mal dort vorbei.
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